Karte, Kompass, Cache!

Am Wochenende stand ein Besuch bei den Schwiegereltern im Kalender. Dies war die optimale Gelegenheit, einen schon länger schlummernden Gedanken endlich in die Tat umzusetzen. Die Idee war es, einen oder mehrere Geocaches nur mit Hilfe von Karte und Kompass zu finden, elektronik-Schnickschnack wie GPS Gerät oder Smartphone sollten zu Hause bzw. in der Tasche bleiben. Das Gebiet sollte für mich möglichst unbekannt sein, sonst macht das mit Karte und Kompass nicht wirklich Sinn. Im Vorfeld druckte ich mir eine topografische Karte des Zielgebietes aus (von https://flopp.net/), auf der ich händisch mit Kugelschreiber die Position einiger Geocaches vermerkte. Ich achtete dabei darauf, dass das T- und D-Wertung nicht allzu hoch waren, ich wollte ja auch etwas Strecke machen. Dann überlegte ich mir eine ungefähre Route, die ich an einem Vormittag gut absolvieren konnte (ca. 20 km) und auf der eben 2-3 Caches zu finden waren. Wichtig wäre vielleicht noch zu erwähnen, dass ich seit meiner Bundeswehr-Zeit vor knapp 20 Jahren keine Navigation mittels Karte und Kompass mehr durchgeführt habe.

Am Sonntag um 06:00 Uhr morgens ging es also los, hinein in die neblige Dunkelheit, in das größtenteils unbekannte Gebiet (vor einiger Zeit waren wir im Startbereich meiner Tour schon mal unterwegs gewesen). Die Strecke lies ich mittels App tracken um im Anschluss meinen genauen Weg analysieren zu können, ansonsten sollte das Smartphone wie gesagt aber (außer für das ein oder andere Foto) nicht zum Einsatz kommen. Keine Wegführung oder Standortbestimmung via GPS also. Alles analog mit Kompass, Karte und hoffentlich ausreichendem Orientierungssinn. Mal schauen…

Schon nach etwa einem Kilometer stand ich vor dem ersten unerwarteten Hindernis. Ein Bieber hatte einen Bach angestaut, so dass der Weg knietief unter Wasser lag. Eine passende Stelle zum Umgehen war jedoch schnell gefunden und ich folgte dem augenscheinlichen Trampelpfad auf der anderen Seite des gefluteten Abschnittes. Dieser war zwar nicht in der Karte verzeichnet, aber das heißt ja erst mal nichts und in die richtige Richtung führte er ohnehin. Nach etwa 500 m stellte ich fest, dass der Trampelpfad wohl eher von besagtem Bieber getrampelt worden war und schwuppdiwupp an einer Einstiegsstelle in den Bach endete. Laut Karte war auch in der näheren Umgebung kein Weg zu finden. Nach kurzem Abwägen, ob ich jetzt umdrehen oder mich einfach so durch den Wald durchschlagen sollte, entschied ich mich für die zweite Option. Das Gelände war relativ unwegsam und nach einer Weile begann es langsam hell zu werden. Ich bemerkte schon bald, dass ich aufgrund des Geländes welches mich nicht wirklich in einer geraden Linie hat laufen lassen, eigentlich keine Ahnung mehr hatte, wo ich mich auf der Karte befinde. Irgendwie passte da nichts so recht zusammen, da war ein Bach, eine Weide, ein Zaun… Ich versuchte, anhand der wenigen markanten Punkte, die ich im Nebel erkennen konnte, abzuschätzen wo ich ungefähr war. Als mir die Hoffnungslosigkeit dieses Unterfangens bewusst wurde, ich jedoch den inneren Drang „nur mal kurz“ aufs Smartphone zu schauen erfolgreich beiseite geschoben hatte, beschloss ich einfach weiter Richtung Westen zu gehen. Irgendwann müsste ich an einen, in der Karte verzeichneten größeren Weg, der als Auffanglinie dienen sollte, kommen. Das war tatsächlich bald der Fall und nun war ich mir wieder relativ sicher, dass ich meinen genauen Standort kennen würde. Das war jedoch nicht wirklich so, weshalb ich die nächste Abzweigung, die ich ganz in der Nähe vermutete, einfach nicht finden konnte. Diese wäre fast der direkte Weg in Richtung des ersten Caches, den ich besuchen wollte, gewesen. So folgte ich dem Weg erst mal in die falsche Richtung, in der Hoffnung, hier die Abzweigung zum Cache zu finden, leider ohne Erfolg. Ich erkannte jedoch im Nebel ein paar Häuser, wodurch ich nun tatsächlich sicher wusste, wo ich mich genau befand. Leider eben in der falschen Richtung. Also alles wieder zurück, bis ich an der erhofften Abzweigung ankam. Da es zum Cache doch noch ein gutes Stück Umweg gewesen wäre und außerdem noch ein weiteres Durchschalgen durch den Wald notwendig gewesen wäre, kam ich zu dem Entschluss, dass dieser Cache ein andermal besucht werden muss wenn ich meinen Zeitplan halten wollte. Die Uhr tickte und die für Mittags angekündigte Martinsgans war möglicherweise bereits im Ofen.

Ab hier verlief die Navigation ohne wirkliche Probleme. Ich hielt mich an den Wegen und konnte mich so bald im ersten Logbuch des Tages verewigen. Der zugehörige Cache (Schoeffaublick) war wie erhofft relativ einfach versteckt, so dass ich das Smartphone erst nach dem Fund kurz zum Loggen hervorholte und auch gleich wieder verstauen konnte. Das angekündigte Panorama war jedoch eher der Kategorie „Nebelsuppe“ zuzuordnen:

Der nächste Cache (Grasleiten) war bald erreicht, hier musste ich etwas länger suchen, da ich mir die Position der Dose zu ungenau eingezeichnet hatte und auch Hint/Beschreibung nicht notiert hatte. Als jedoch auch dieses Logbuch signiert war, ging es weiter zu einer Dose, die ich bereits vorher schon einmal versucht hatte zu finden. Dafür musste zuerst noch die Ach überquert werden, was mir dank eines umgestürzten Baumes gut gelang. Das Finale des Multis Gumpenspass zierte sich dann jedoch sehr und war auch diesmal wieder nicht zu finden. Ich schiebe das mal auf den Zeitdruck (GANS IM OFEN!!!).

Bald darauf war ich nach insgesamt 21 km wieder am Start/Ziel angekommen, gerade noch rechtzeitig um mich vor dem Festtagsschmaus noch mal in die Dusche zu werfen.

Resume: Cachen mit Karte und Kompass stellt eine willkommene Abwechslung zum Smombie-Cachen dar und ich werde diese Variante sicherlich noch das ein oder andere mal ausprobieren.

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