Kurz vor Beginn der Pfingstferien kam die Frage auf, wo wir denn diese verbringen wollten. Da wir ja seit nicht allzu langer Zeit selbst die Besitzer des schon früher genutzten Campers waren, war klar, dass wir damit auf Achse gehen „müssten“. Als mögliche Ziele kamen (aufgrund des Verlangens der kleinen Damen nach Meer und Strand) Italien oder Kroatien in Frage. Die letzte Entscheidung nahmen uns die vor Ort herrschenden Corona-Bestimmungen ab. In Italien, so hieß es, galt auch in Außenbereichen Maskenpflicht. So sieht Urlaub nicht aus und daher stand das Ziel fest: Kroatien. Also schnell alles, was der gemeine Strandurlauber so braucht eingepackt, Oma und Opa noch mal schnell instruiert, wie unser Henri (Testudo hermanni) zu versorgen ist und bald darauf konnte die Reise beginnen. Um 04:30 Uhr ging es ab in unseren Camper und ab in Richtung Süden. Auf den Straßen war erfreulicher Weise nix los und auch die Grenzer ließen uns ohne irgendwelche Anstanden passieren. So erreichten wir am späten Vormittag die Insel Krk und nach einem ersten Zwischenstopp am Meer auch bald darauf unseren ersten Campingplatz bei Klimno im Norden der Insel. Ein schöner, kleiner Platz, der zu unserer Freude (nur schade für die Betreiber) nur etwa zu einem drittel besetzt war. So hatten wir den angrenzenden Strand die meiste Zeit fast für uns alleine und auch das Suchen und Loggen des ersten Geocaches in diesem Urlaub (Sand Beach Klimno) konnte Muggelfrei und unkompliziert vonstatten gehen. Einziges Manko an dem Platz war, dass das Meer aufgrund des für den Cache namensgebenden Sandstrandes nicht so klar war, wie das in Kroatien normalerweise der Fall ist. Da es hier aber dennoch einiges an Muscheln, Fischen, Quallen und Seegurken zu entdecken gab und wir ja ohnehin nur zwei Nächte bleiben wollten, war darüber hinweg zu sehen.
Anschließend ging es weiter in den Westen der Insel, wo wir mit viel Glück einen Platz auf einem der bestbewerteten Campingplätze der Insel (Camping Punta Jerta) ergattern konnten. Und was soll ich sagen, der Platz hielt, was die Bewertungen versprachen. Die unheimlich netten Besitzer führten uns zu einem spontan freigewordenen Stellplatz der für uns einfach nur perfekt war. Inmitten von Olivenbäumen (Platz für unsere Hängematte) und nur wenige Meter vom Felsenstrand entfernt durften wir 3 Tage an diesem wunderschönen Ort verbringen. Die beiden fußläufig erreichbaren Restaurants in der Nähe setzten dem ganzen noch die Krone auf. Und zufälligerweise lag auch noch ein Cache (Osterholz-Scharmbeck?) direkt neben dem Campingplatz. Wir schwammen und tauchten im kristallklaren Meer, beobachteten riesige Seesterne, Seeigel und sammelten deren Schalen und Muscheln ein. Rundum also perfekt.
Unser nächstes Ziel sollte die Insel Cres sein. So fuhren wir also nach einem Besuch der Stadt Krk mit der Fähre von Vabliska nach Merag. Hier hatten wir aus einschlägigen Apps von einer Stelle erfahren, an der man gut wild Campen kann. Die Aussicht sollte sehr schön sein und in der nähe gab es auch noch eine kleine Ruine, Cache inbegriffen. Wieder perfekt also. Die angepeilte Stelle war natürlich etwas abseits der normalen Straßen. Als wir also in den schmalen Weg einbogen, der zum Stellplatz führen sollte, trafen wir auf eine andere deutsche Familie, die mit einem VW Bus unterwegs war. Ich unterhielt mich kurz mit dem Vater und fragte Ihn, ob er dem Weg weiter folgen wolle um dort oben zu nächtigen. Verwirrt sah er mich an und meinte nur: „Nein, da kann man nicht rauf fahren, das ist viel zu eng und steil.“ OK dachte ich, das schaue ich mir mal lieber selbst an. Ich lief den (tatsächlich engen und steilen) Weg hinauf, bis ich an besagtem Platz ankam. Und dort standen schon zwei Camper, etwas kleiner als unserer aber einer deutlich größer als der VW Bus. Der Platz selbst war aber wirklich zu schön, um es nicht wenigstens zu versuchen. Also zurück, den Mitreisenden versichert, dass alles gut werde und hinauf die Zufahrt. Auf dem Weg nach oben waren zwei Gitterroste zu passieren, die die hier überall weidenden Schafe etwas vom Fliehen abhalten sollten. Und genau hier waren die kritischsten Stellen der Zufahrt zu finden. Die Durchfahrtsbreite war genau so bemessen, dass wir mit eingeklappten Seitenspiegeln und ganz viel guter Hoffnung gerade so hindurch passten. Auch wenn die ständig wechselnde Gesichtsfarbe meiner Navigatorin, die zwecks besserer Übersicht vor dem Fahrzeug her ging, immer wieder unheilvolles verkündete, so schafften wir es schließlich doch nach oben. Hier war die Aussicht wie gesagt MEGA und wir verbrachten den Abend in Gesellschaft etlicher Schafe, die um den Camper herum streunten. Später kam ein Einheimischer vorbei, der uns ein paar Geschichten über die alte Straße von Merag nach Cres und die hier lebenden Geier erzählte. Da die Mädels noch nicht ausreichend ausgepowert waren, nahmen wir am Abend noch den kurzen Aufstieg zur Ruine von Sv. Bartolomeja auf uns, wo wir auch gleich noch den Cache „Sveti Bartolomej“ einsammelten. Von den anderen Fahrzeugen und ihren Besitzern bekamen wir am restlichen Abend nicht viel mit. Am nächsten Morgen brachen die anderen früh auf, wir blieben alleine zurück und genossen den Vormittag an diesem wunderbaren Ort. Die Geier begannen bereits über uns zu kreisen und Mittags zog uns der Hunger dann doch weiter in die nahe gelegene Stadt Cres, wo wir vorzüglich zu Mittag aßen.
Die nächsten Nacht wollten wir auf einem Campingplatz nahe Cres verbringen. Der Platz war riesig, ausgelegt für eine gigantische Anzahl an Campingwütigen. Zu unserem Glück (wieder schlecht für den Betreiber) war der Platz jedoch auch wieder nur zu etwa 1/3 belegt, weshalb die ganze Sache relativ entspannt war. Auch hier lud das Meer zum tauchen ein und wir genossen den schönen Sonnenuntergang am Strand.
Und dann kam ein Anruf, der uns leider dazu bewegte, den Urlaub hier zu beenden…
Oma und Opa, die sich wie anfangs erwähnt um unseren Henri kümmerten, konnten ihn beim abendlichen Kontrollbesuch nicht finden. Er war also offensichtlich aus unserem Garten getürmt und nicht auffindbar. Mehrere Stunden hatten meine Eltern und einige Nachbarn bereits gesucht, auch der zu Hilfe gerufene erfahrene Schildkrötensucher Wolfingerundwauwau konnte hier keinen Fund vermelden. Schnell war klar, dass wir unseren Urlaub so nicht unbeschwert fortsetzen konnten und es wurde einstimmig die schnellstmögliche Heimreise beschlossen. Leider ging die nächste Fähre erst am nächsten morgen, weshalb wir nun doch noch die Nacht hier verbrachten. Am nächsten Tag ging es direkt los, um die Fähre um 09:00 aufs Festland zu erwischen.
Der Verkehr war uns wieder gnädig gestimmt. Anders erging es denen, die in die Gegenrichtung fuhren. Gefühlt durchgehend konnten wir von Kroatien aus bis nach München den Stau auf der anderen Seite der Autobahn beobachten. Zu Hause angekommen wurde dann gleich noch einmal alles durchsucht, was nach Schildkrötenversteck aussehen könnte. Unser Garten, der der angrenzenden Nachbarn, alle Fluchtszenarien wurden durchgespielt, alle Zäune und Mauern auf Lücken untersucht. Irgendwann blieb nur noch eine Möglichkeit: den Suchradius erweitern, auch wenn das absolut unlogisch erscheint weil hierfür eine etwa 30 cm hohe Mauer überwunden werden müsste. Also (mit deren Zustimmung) in den Garten der übernächsten Nachbarn gestiegen, kurz gesucht und siehe da: im Gras ganz offensichtlich liegt eine etwa Tupperdosen-große (also Small) Schildkröte und schaut mich mit großen Augen an. Große Freude bei den kleinen Damen, der Mutti, bei mir, den Großeltern, der einbezogenen Nachbarschaft. Aber die Frage: wie konnte der Ausreißer die Mauer überwinden? Ich hatte einen Verdacht, aber das kann doch nicht sein…
Am nächsten Tag dann lief unser Henri gleich nach der Öffnung seines Häuschens zielstrebig auf die Mauer zu. Und was dann folgte, lässt sich schwer in Worte fassen. Daher hier der Videobeweis:
Fazit der Reise: Schön ist es, in fernen Ländern nach Caches zu suchen, aber wenn man daheim eine getürmte Schildkröte findet, dann ist das doch der beste Fund auf der Welt. Hoffentlich muss ich unseren Henri aber nicht mehr so bald wieder suchen und kann mich doch wieder nach Plastikdosen im Wald oder an anderen schönen Orten umsehen.
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